Die Deutsche Bahn AG gibt sich dieser Tage mal wieder großspurig. Auf Kleinspurformat fährt der Konzern ja schon lange nicht mehr. Die Deutsche Bahn AG plant eine Zugverbindung durch den Ärmelkanal. Derzeit verkehren im Eurotunnel zwischen Frankreich und England nur die Züge des Eurostars. Mit der Verbindung möchte die Deutsche Bahn AG eine Prestigeverbindung einrichten. Doch mehr als Prestige ist es nicht. Denn wer möchte eigentlich von Deutschland nach England (London) mit dem Zug fahren?
Eine Fahrt von Frankfurt/Main Hauptbahnhof nach London St. Pancras würde mit dem ICE ca. 5 Stunden dauern. Diese Zeit habe ich aus einer Verbindung von Frankfurt nach Brüssel mit dem ICE und von dort bis London mit dem Eurostar errechnet. Derzeit kann man bereits von London bis Köln fahren. Dies dauert 4:45 Stunden. Dabei ist in Brüssel ein Aufenthalt von knapp einer Stunde inklusive.
Für Geschäftsreisende dauert solch eine Zugreise viel zu lange. Wenn es ums Geld geht, möchte man ungern bis zu 5 Stunden untätig um Zug sitzen. Ja, so ist die Welt des Business nun mal. Entscheidungsträger können nicht ein paar Stunden – unabhängig von anderen Entscheidungsträgern – an irgendwelchen Texten feilen oder „Hausaufgaben“ machen. Im Zug kann man schlecht ein Meeting abhalten, wenn der Meetingpartner nicht aus der selben Metropole kommt. Für ein geschäftliches Treffen muss es schnell-schnell gehen. Der Geschäftsreisende wählt daher das Flugzeug.
Täglich kann man über 10 Mal von Frankfurt-Main (FRA) zum London City Airport (LCY) fliegen. Der Flug dauert ca. 1,5 Stunden. Ich habe für den Vergleich bewusst nicht London-Heathrow verwendet, da der Flughafen nicht zentral in der Stadt liegt und somit noch eine Anreisezeit (bspw. mit dem Taxi) von knapp einer Stunden fällig wäre. Nach Heathrow würde übrigens alle paar Minuten eine Maschine in Frankfurt-Main abheben.
Selbst wenn man die Check-In-Zeit in Frankfurt mit dazu rechnet, ist man schneller in London als mit dem ICE. Und der ICE müsste zudem jede Stunde einmal abfahren, um halbwegs konkurrenzfähig zum Flugzeug zu sein. Dazu müsste die Deutsche Bahn auf der Strecke Frankfurt-London mindestens 12 Züge bereit stellen (inkl. je einem Ersatzzug auf jedem Endhaltebahnhof). Dafür scheint genügend Geld vorhanden zu sein. Ein ICE-3 Komplettzug kostet ca. 20 Millionen Euro.
Alles nur fürs Prestige? Viele Fahrgäste wird die Bahn mit der Verbindung wohl kaum erreichen. Das Flugzeug ist auf dieser Entfernung einfach ein Stück weit attraktiver. Der Thalys mit seiner Verbindung von Köln nach Brüssel/Belgien erreicht im Schnitt eine Auslastung von 50 Prozent. Davon träumt die Deutsche Bahn wahrscheinlich auch. Doch Träume können manchmal ziemlich feucht sein.
Dieses Wochenende hat man zumindest mal ein Evakuierungsprogramm im Eurotunnel durchgeführt, um in einem weiteren Prozess die nötige Zulassung erhalten zu können. Denn derzeit dürfen im Eurotunnel nur Vollzüge verkehren. Die Deutsche Bahn setzt bei den neuen ICE-3 allerdings immer zwei Halbzüge ein, welche nicht durchgängig begehbar sind. Dies wird wohl das geringste Problem bei der Zulassungsprozedur sein.
Es ist schon traurig, was die Deutsche Bahn mit den vielen Steuer-Milliarden veranstaltet. Sie befindet sich im Dauereinkaufsrausch in fremden Ländern, investiert in unsinnige Prestigeprojekte wie den Eurotunnel oder Stuttgart-21. Natürlich immer mit dem markigen Spruch „Metropolen miteinander verbinden“. Ob sich eine Strecke von Frankfurt nach London rechnet, wird wohl aus guten Gründen zurück gehalten. Ebenso ist es ein Unding, den Stuttgarter Hauptbahnhof unter die Erde zu verlegen, um 15 Minuten einsparen zu können. Damit würde sich die Fahrzeit von Paris nach Budapest immens verkürzen. Auf der kompletten(!) Strecke sitzen sich wahrscheinlich ebenso viele Reisende das Hinterteil platt, wie von Zürich nach Manchester.
Für solch glitzernden Pomp ist bei der Deutschen Bahn genügend Geld vorhanden. Metropolen verbinden – kurze Reisezeiten. Und dann bleibt der schnellste Hochgeschwindigkeitszug doch wieder unerwartet für unzählig viele Minuten an einem roten Haltesignal stehen. Oder wegen einer Langsamfahrstelle zuckelt der High-Speed-Zug mit gemütlichen 80 Km/h auf dem Gleisbett dahin. Die Langsamfahrstellen hatten im Jahr 2008 übrigens eine Gesamtlänge von über 700 Kilometer (Quelle Statista). Diese zu beheben würde zwar die Reisezeit verkürzen, doch die Arbeiten wären nicht so prestigeträchtig.
Obwohl Du in manchen anderen Punkten recht haben magst: die ICE-Verbindung kann durchaus attraktiv sein. Der Weg von und zum Flughafen, einchecken, SIcherheitskontrollen, Start und Landung kann für manchen Geschäftsmann/frau durchaus mehr Stress bedeuten, als eine 5-stündige Zugfahrt mit durchgängiger Internetverbindung. So könnte man in Frieden arbeiten und erreicht das andere Stadtzentrum (St.Pancras) ohne überflüssige Transfers.
Für mich privat ziehe ich die Verbindung auf jeden Fall in Erwägung. Falls beispielsweise ähnlich der bisherigen Aktionen Angebote für 30 bis 50 EUR vorliegen (klar die muss man ewig vorher buchen) würde ich zu einem Trip zu den olympischen Spielen nicht nein sagen.
Was unbedingt bebraucht wird sind dierekte Bahnverbindungen wie z.B. nach London oder andere Großstädte. gerade wir Deutschen die Tag ein Tag aus mit unsreren Autos umherkutschieren und das Klima aufheizen sollten froh über mehr Verkehr auf Schienen sein. Im übrigen tut die DB AG gut daran ihre Verbindungen auszubauen. 1. Die DB AG hat die dafür nötige Struktur und auch die Ausdauer diese umzusetzen. 2.Die DB AG hat auch die dafür notwendigen Züge , denn die gesamte ICE Flotte besteht eigentlich aus modernen , komforttablen und leistungsfähigen Zügen , keine andere Bahn in Europa
verfügt über so viele moderne Züge . Gegen die ICE und Velaros sind alle anderen Europäischen Züge veraltert , weniger komfortabel , und technisch midestens 10 Jahre zurück gelegen , auch wenn so getan wird aber auch der TGV / AGV kann mit dem ICE nicht mithalten , weder im Design noch technisch. Das erkennt man daran das Eurostar Siemens Velaro D kaufen will , und sogar schon ein Modell in der Eurostar Lackierung in London ausstellt.
Und über Preise sollte man nicht reden ohne den vergleich PKW / Bahn zu machen , auch ökologisch.
Warum so 100%ig contra-Bahn? Kommt der Autor aus Stuttgart? Ohne Statistiken, Erfahrungsberichte sind ihre Zahlen auch nur Vermutungen und nicht besser als die der Bahn.