Die Arbeitslosenzahlen sinken, die Wirtschaft steht robust da und die Konsumlaune der Deutschen übertrifft alle Erwartungen. Deutschland meistert die Krise tadellos. Und dann hat uns die Bundesregierung für 2013 auch noch eine Steuererleichterung versprochen. Ca. 20 Euro pro Monat soll dann mehr im Portemonnaie übrig bleiben. Freude! Freude! Freude, schöner Götterfunken!
Diese Rechnung hat der Bürger allerdings ohne die Industrie gemacht. Die langt schon mal jetzt ganz ordentlich zu und nimmt den Schub von der guten konjunkturellen Lage mit. Ab Januar wird vieles empfindlich teurer.
Was wird 2012 teurer?
Los geht es bereits Mitte Dezember bei der Deutschen Bundesbahn. Diese erhöht um bis zu 4 Prozent ihre Fahrpreise. Die meisten privaten Krankenversicherungen steigen zwischen 10 und 15 Prozent. Natürlich nur weil die Versorgung immer aufwendiger und die Heilverfahren immer effektiver werden. Stromanbieter erhöhen in der Regel um die 10 Prozent ihre Strompreise. Auch sie können nichts dafür, da leider die Beschaffungspreise so stark gestiegen sind. Bei der KFZ-Versicherung geht es ebenfalls nach oben, da die Versicherer eine Neueinteilung ihrer Typenklassen vorgenommen und die Deckungssummen auf EU-Niveau anheben mussten. Zum Teil ergeben sich hier teilweise Steigerungen von bis zu 40 Prozent. Auch das Reisen wird einem vermiest. Branchenprimus TUI beispielsweise erhöht zur Sommersaison die Reisepreise um ca. 2 Prozent. Und schlussendlich müssen Raucher noch mehr für ihre Sucht ausgeben. Eine Packung Zigaretten soll um bis zu 20 Cent teurer werden. Lokale Preistreibereien bei der Miete, den Müllgebühren, dem ÖPNV, usw. sind in dieser Betrachtung noch gar nicht berücksichtigt.
Der Deutsche verdient zu gut. Also zumindest wenn er einen geregelten Arbeit nachgeht. Durch die ganzen Preiserhöhungen ergeben sich pro Monat schnell Mehrbelastungen von 50 Euro und mehr. Wir können uns also schon jetzt darauf gefasst machen, dass Gewerkschaften (auch) im Jahr 2012 für Lohnerhöhungen trommeln werden. Der ehrliche Arbeitnehmer hat weniger Geld im Portemonnaie, und diesem Umstand muss entgegen gewirkt werden. Um einen Ausgleich zu den Preiserhöhungen zu schaffen, müssen die Löhne steigen. Streiks sind die Folge. Dies ruft hingegen wieder die Unternehmen auf den Plan, welche den Aufschwung in Gefahr sehen. Und die betroffenen Kunden dürfen sich wieder darüber ärgern, dass Züge bestreikt werden, Müll erst mit Tagen Verspätung abgeholt wird, Arztpraxen geschlossen bleiben oder die Reise in den teuer erkauften Urlaub wegen einem Fluglostenstreik erst verspätet statt findet.
Wir drehen wieder alle kräftig an der Preisschraube, als wäre es das Normalste der Welt. Alles wird teurer, alles muss teurer werden. Solange man mit seiner Arbeit gutes Geld verdient, kann man diesen Ringeltanz relativ problemlos mitmachen. Doch wie sieht es aus bei den Personen, welche von Sozialleistungen leben oder die stramm oberhalb der Mindestlohngrenze ihren hart verdienten Monatslohn nach hause tragen? Da muss der Staat (immer mehr) kompensieren. Doch woher sollen die steigenden Ausgleichszahlungen kommen?
Die Preisspirale kann man nicht endlos nach oben schrauben. Denn dieses Preis- und Lohnsystem verschlimmert immer weiter die Trennung die zwischen Arm und Reich. Und irgendwann gelingt es selbst eines der reichsten Länder dieser Welt nicht mehr, die Armen aus den Einnahmen der Reichen mit zu versorgen. Ein Hoch auf den Kapitalismus, der nächstes Jahr ordentlich teurer wird.