Der Titel der neuen ZDF-Show ist schon mal ein Knaller: Das Spiel beginnt! Mit dem Overkill-Zusatz „Die große Show von 3 bis 99„. Wie kann das was werden, wenn Babys aus dem Laufstall sich ebenso angesprochen fühlen sollen wie Rentner im Pflegebett. Es soll auch Spiele geben, die sich von 3 bis 99 Jahre eigenen. Ringe werfen zum Beispiel. Doch im Normalfall sind diese Jeder-kann-Mitmachen-Spiele totaler Quark.
Kommen wir zu den Kindern. Die spielen in dieser Show eine wichtige Rolle, weil sie gegen Prominente spielen werden. Das selbe Prinzip also wie im ARD-Klassiker „Klein gegen Groß„. Und wie bei der ARD übertreibt man es maßlos mit der Sendedauer: ganze drei Stunden fesselt man den Zuschauer zu Hause und die Kinder im Studio an die Sendung. Die Aufzeichnung dazu hat sicherlich mindestens vier Stunden gedauert. Wo ist eigentlich das Jugendamt, wenn man es mal braucht? Was sagt eigentlich das Jugendarbeitsschutzgesetz (PDF)? Paragraf 6, Abschnitt 1, Satz 2 b): Kinder über sechs Jahre (bis 15 Jahre) bis zu drei Stunden täglich in der Zeit von 8 bis 22 Uhr.
Oft beschweren sich Eltern, wenn ihre Kinder nicht still sitzen oder sich über einen längeren Zeitraum konzentrieren sollen. Viele Kids bekommen Tabletten gegen ADHS. Man fragt sich daher, wie die kleinen Gäste es in der Sendung schaffen, drei Stunden lang ruhig da zu sitzen. Mit 12 Jahren hatte ich auf alles Lust, aber garantiert nicht drei Stunden neben meinen Eltern auf der Couch zu sitzen. Da können es auch die vielen Spiele nicht retten. Und Onkel Johannes wäre mir zu oberlehrerhaft.
Da wäre noch Emma Schweiger zu erwähnen. Nein, sie ist kein Gast und spielt nicht mit. Sie ist Co-Moderatorin in der Show. Selber mit 13 Jahren noch ein junges Mädchen, sitzt sie inmitten der illustren Gäste und darf alle paar Minuten etwas sagen. Auch sie muss sich drei Stunden lang (oder noch länger) gedulden, artig sein und konzentriert mitarbeiten. Zwischendurch kommt ein: „Es geht um vier Punkte.“ Und wenn sie mal ein paar Fragen vorlesen muss, merkt man sofort die fehlende Begeisterung. Die nette Emma ist sicherlich nicht von alleine zu ihrem Vater gekommen und hat gemeint, dass sie gern mit diesem Johannes eine Show moderieren möchte.
Man fragt sich ernsthaft, was die Entscheider dazu bewegt hat, das Kind der Schweigers mit in die Sendung zu holen. Angeblich hatten ebenso wenig Til (Vater) noch Dana (Mutter) einen Einfluss. Man fragt sich jedoch: Wieso tun die Schweigers das? Der Til hat es nicht so mit der Twitter-Szene, weil er dort alle für Internet-Nerds hält. Und dann hat er noch „Beef“ mit dem Spiegel-Verlag, weil die ihn nicht über den grünen Klee loben wollen. Ist der Einsatz von Emma nun die kindliche Rache dafür?
Lieber Herr Schweiger, nicht alle finden Ihre Filme toll. Manche halten Sie sogar für einen lausig schlechten Schauspieler. Familienunternehmen sind eine feine Sache. Man kann viele Synergieeffekte nutzen und das verdiente Geld bleibt in der Familie. Geschwaderähnliches Auftreten und eine gewisse Omnipräsenz können jedoch schnell zu gewissem Verdruss führen. Gönnen Sie sich und ihrer Emma eine kleine Auszeit.
p.s.: Ihre Rolle in „Der bewegte Mann“ fand ich nicht schlecht.