Die Pressemeldung vom Management der Schumachers liest sich nicht sonderlich spannend. Die Nachricht enthält zwei wesentliche Informationen: Michael Schuchmacher befindet sich nicht mehr im Koma und wurde verlegt von Grenoble nach Lausanne, um „seine lange Phase der Rehabilitation fortzusetzen„. Mehr gibt es nicht zu lesen, mehr gibt es nicht zu erfahren. Man kann nun viel spekulieren, Fachleute befragen und O-Töne von Freunden einfangen. Im Prinzip gehört solcher Klatsch und Tratsch in die Boulevard-Ecke.
Beim RTL, dem früheren Haus- und Hofberichterstatter der Schumachers, war man jedoch der Meinung, dieser Nachricht einen Sonderplatz einräumen zu müssen. Um 20:15 Uhr sendete man ein „RTL aktuell Special“ mit der unglaublichen Länge von 30 Minuten. Die ARD hingegen sendet nur einen 15-minütigen Brennpunkt, selbst wenn halb Deutschland von einem Orkan getroffen wird. Dem Bertelsmann-Volkssender RTL war das Schumacher-Thema jedoch derart wichtig, dass man ungeniert und fernab jeglicher journalistischer Wertschätzung eine halbe Stunde mit Nichtigkeiten füllte.
Es passierte in der Sendung genau das, was man bereits im Vorfeld geahnt hatte. Eine Schaltung – live – vor das Krankenhaus in Laussanne. Ergebnis: es gibt nichts Neues zu berichten. Man fragt den hauseigenen Formel-1-Experten Felix Görner. Ergebnis: Freunde wünschen ihm viel Glück. Man zeigt den Fall eines anderen, ehemaligen Komapatienten und betont, dass es für Michael Schumacher nun auch bergauf gehen kann(!). Man zeigt nochmals wie es – wahrscheinlich – zu dem Unglück im französischen Skigebiet von Meribel gekommen ist. Kurzum: es war ein journalistischer Blindflug in absoluter Perfektion.
Michael Schuhmacher ist aus dem Koma erwacht. Das heißt prinzipiell gar nichts. Es kann sein, er bleibt bis zum Lebensende ein schwer zu betreuender Pflegefall. Es kann auch sein, dass er sich teilweise rehabilitiert. Bei RTL ist man jedoch beseelt vom Wunschdenken, dass Michael Schuchmacher beim Jahresrückblick „2014! Menschen, Bilder, Emotionen“ auftreten wird. Und wenn es für den Dezember 2014 nicht reicht, dann spätestens 2015. Beim Berliner Flughafen BER handelt man nach dem selben Wunschdenken.