Wer kennt sie nicht die etwas sinnbefreite Werbeaktion „20 Prozent auf alles – außer Tiernahrung„. Die Tiernahrung gab es bei Praktiker nie zu kaufen. Der Zusatz diente ausschließlich der besseren Einprägsamkeit. Später folgte die ebenso fragliche Aktion „25% auf alles was keinen Stecker hat„. Damit ist nun Schluss. Wie Spiegel-Online vermeldet, ist der Pratiker-Konzern zahlungsunfähig. Nach dem Ende der Schlecker-Filialen dürfte dies der nächste große Niedergang von einem Großunternehmen sein in Deutschland sein.
Bis 2005 war Praktiker Teil der Metro AG (Saturn, Mediamarkt, Real, Kaufhof). Es folgte der Börsengang. Im Sommer 2007 setzte ein massiver Kursverlust ein, der den Kurswert der Aktie halbierte. Schuld waren die zu häufig eingesetzten Rabattaktion mit 20 Prozent Nachlass. Gab es keinen Rabatt, kamen auch keine Kunden. Das Prinzip des Billig-Discounters hatte sich verselbständigt. Verantwortlich für diese Fehlentwicklung ist ein Missmanagement auf höchster Ebene.
Während andere Baumärkte auch hochpreisige Angebote im Sortiment führten, gab es bei Praktiker zum schlechten Service auch nur noch zweifelhaft billige Produkte zu kaufen. Der Niedergang zeichnete sich prinzipiell schon Mitte 2011 ab, als die Aktie auf einer weiteren Talfahrt die 5 Euro-Linie unterschritt. Spätestens 2012 war klar: alles müssen verzichten, andernfalls droht das Aus. Zuletzt hatte man noch versucht, einen Teil der Praktiker-Märkte in höherpreisige „Max Bahr“ Baumärkte umzuwandeln. Doch auch dies blieb erfolglos.
Bei Schlecker war es die ungezügelte Gier der Omnipräsenz; in jedem Dorf wollte man einen Schlecker-Laden eröffnen. Bei Praktiker war es ein anderer Managementfehler. Man hatte ausschließlich auf das Prinzip „billig“ gesetzt und dabei die Konkurrenz aus den Augen verloren. Mit 25 Preisnachlass ist auch in einem Baumarkt kein Blumentopf mehr zu gewinnen.