Ungewöhnliche Worte des ARD-Vorsitzenden Peter Boudgoust: „Wir sind kein Füllhorn“. Der „Chef“ der ARD legt sich dabei mit den Produzenten fiktionaler Programme an. Diese verlangen für die Produktion und die Lizenzvergabe von Shows, Spielfilmen und Serien ständig mehr Geld. Dieses hat die ARD allerdings nicht zur Verfügung. Und so steht Herr Boudgoust zu seiner Ansprache: in Zeiten der Finanzkrise müssen auch die Produzenten mal einen Gang zurück schalten. Weiterer Ärger droht der ARD von Seiten Ver.di. Die Gewerkschaft hat zum 31. Dezember 2008 den Tarifvertrag gekündigt und fordert eine Festlegung auf maximal 12 Arbeitsstunden pro Tag und eine Erhöhung der Gehälter um 10 Prozent. Dies würde eine zusätzliche Verteuerung der Produktionskosten bei TV-Shows, Serien und TV-Filmen bedeuten.
Das Problem ist systembedingt. Die ARD erhält von der GEZ jährlich mehrere Milliarden Euro von den Gebührenzahlern. Wo viel Geld zu verteilen ist, sind auch die Nutznießer nicht weit und breiten die Arme immer weiter aus. Denn eines ist logisch: wo eventuell mehr Geld zu holen ist, bspw. durch die Erhöhung der GEZ-Gebühr, werden auch die Forderungen lauter. Ein unkontrolliertes Fass ohne Boden muss man von oben mit mit mehr Inhalt füllen, damit es nicht leer läuft.
Herr Boudgoust überrascht daher umso mehr mit seiner Forderung in Richtung der Produzenten. Jegliche privat organisierte Struktur versucht durch Kosteneinsparungen finanziell handlungsfähig zu bleiben. Bei den Öffentlich-Rechtlichen Fernseh- und Rundfunkanstalten hat man indes noch nie ans Sparen gedacht. Wieso auch. Dank dem GEZ-System besteht und bestand noch nie die Notwendigkeit einer Änderung an dieser Handlung. Der GEZ-Zahler finanziert durch die über 8 Milliarden pro Jahr nicht nur ein aufwendig teures Öffentlich-Rechtliches Mediensystem sondern finanziert auch mehrere Tausend Jobs rund um die Produktion. Und in den letzten Jahrzehnten gab es für alle beteiligten Parteien keinen großen Grund, an der Selbstbedienungsmentalität etwas zu ändern.
Es wird Zeit, dass ein Umdenken bei den ÖR statt findet. Und nicht nur dort. Auch die Produktionsgesellschaften müssen bzw. sollten sich an die eigene Nase fassen. Denn eine ungehinderte Ausweitung der Kosten nach oben kann und darf nicht das Ziel eines halbstaatlichen Rundfunksystems sein. Man kann qualitativ hochwertiges Fernsehen und Rundfunk auch mit gleichbleibenden Einnahmen bewerkstelligen. Dazu müssen allerdings alle Beteiligten des GEZ-Gebührentopfes am selben Strang ziehen. Schließlich schaffen private Unternehmen dies auch. Herr Boudgoust ist somit gut beraten, wenn er von seiner harten Linie nicht abweicht – auch im Sinne des Gebührenzahlers.