Das normale Big-Brother erreichte bei RTL2 zuletzt nur noch magere Quoten. 2011 lief die bis dahin letzte Staffel. Seit letzten Freitag ist der Wohncontainer jedoch wieder geöffnet; allerdings bei der Konkurrenz und zur Abwechslung mit „echten“ Prominenten. Das Konzept ist im Großen und Ganzen gleich geblieben. Die Bewohner werden Tag und Nacht gefilmt, jedes Wort wird aufgezeichnet und der „Große Bruder“ gibt Anweisungen. Entweder sind Challenges – neudeutsch für Spiele – zu meistern oder ein Bewohner wird auf Fehler oder gar Vergehen aufmerksam gemacht. Der Große Bruder teilt auch gern mal Bestrafungen aus. Brot und Spiele in der televisionären Version der Neuzeit.
Oliver Pocher und Cindy aus Marzahn moderieren den großen Brimborium. Die ganze Konstellation samt nichtssagender Promis erinnert an das RTL-Format „Ich bin ein Star, holt mich hier raus„. Die Kopie kann nur schlechter sein als das Original. Denn es fehlen ganz eindeutig gute Autoren; so wie beispielsweise Jens Oliver Haas oder Micky Beisenherz. Das was Herr Pocher und Frau Bessin (alias Cindy) zum Besten geben, ist nur billige Blödelei. Es fehlt die Bissigkeit in den Texten und die aus dem Dschungelcamp gewohnte Selbstironie auf das eigene Medium. Leider haben auch die Prominenten nicht all zu viel Substanz zu bieten. Und man muss es ehrlich sagen: zuschauen wie jemand Kakerlaken verschlingt, bannt die Zuschauer vor dem Fernseher. Dagegen wirken die Fang-den-Ball-Spiele aus dem Container wie Kindergeburtstag.
Am Freitag sind sie eingezogen die 12 Prominenten. Bis zur letzten Sekunde hatte Sat.1 ein Geheimnis daraus gemacht. Jedoch völlig unnötig wie sich im Nachhinein heraus gestellt hat. Denn 50 Prozent dieser Prominenten sind allerhöchstens Sternchen im weiten All. Entweder kennt man die ältere Garde wie Marijke Amado, Jenny Elvers, David Hasselhoff und Martin Semmelrogge. Oder einem sagen Namen wie Sarah Joelle Jahnel, Percival Duke, Simon Desue oder Jan Leyk etwas. Wenn sich jedoch bereits die „Prominenten“ im Haus mit „Und wer bist Du?“ begrüßen, ist alles gesagt.
Auf drei Stunden (inklusive Werbeunterbrechungen) hat Sat.1 den Einzug in die Länge gezogen. Das war an vielen Stellen zu viel Zeit. Denn so interessant ist weder das Haus noch die Fressen, die sich für den Wohndienst beim Sender gemeldet haben. Vielleicht lag es an der einfachen Neugier der Zuschauer, dass dennoch so viele eingeschaltet haben. Geblendet ist man nach spätestens zwei Minuten von der allgegenwärtigen Goldbemalung. Kitsch pur. Dazu passend, dass etliche (große) Winkekatzen im Haus verteilt stehen. Dann doch lieber künstlich angelegter Dschungel mit ganz viel Grün.