Bundesverteidungsminister de Maizière hat ein „kleines“ Problem in Höhe von circa 500 Millionen Euro. Seine bestellten Euro-Hawk-Drohnen fliegen nicht. Den Drohnen fehlt die offizielle Zulassung, sie haben kein integriertes Kollisionswarnsystem und auch sonst gibt es noch viele ungeklärte Probleme. Darüber hinaus ist mit Mehrkosten in unbekannter Höhe zu rechnen. Statt des Debakels die Entwicklung nun einzustellen, hält der Minister an seinen Euro-Hawk-Drohnen fest. Mit aller Macht. Schließlich genießt er von der Bundeskanzlerin Merkel volle Rückendeckung. Zuletzt hatte sie ihm sogar „vollstes Vertrauen“ zugesprochen.
Doch ausgerechnet dieses „vollste Vertrauen“ könnte sich als Grabstein seiner Karriere erweisen. Im Durchschnitt war nach 33 Tagen Schluss. Den bitteren Rücktritt nach dem „vollsten Vertrauen“ durften diese Ministerinnen bereits erfahren: Christian Wulf, Franz-Josef Jung, Karl-Theodor zu Guttenberg und Annette Schavan. Für Lothar de Maizière könnte die Drohnenaffäre am Ende jedoch glimpflich ausgehen. Seit 2005 war er Chef des Bundenskanzleramtes und damit enger Vertrauter von Angela Merkel. Außerdem gilt er als ihr heimlicher Thronfolger.
Und dann kam die Flut. Mit dem vielen Regen prasselten urplötzlich auch hunderte von Agenturmeldungen über die Medienvertreter herein. Katastrophen topen jeden ministeralen Fehltritt. Die Flut bringt den Hochwasseropfern den Schaden und dem Minister die nötige Auszeit. Er wandert in den Medien raus aus der Schusslinie. Damit dies so bleibt, zeigt er sich nicht einmal bei „seinen Jungs“ von der Bundeswehr, die derzeit an vielen Stellen den Flutopfern helfen.
Am Donnerstag nahm Herr de Maizière erstmals Stellung zu den Vorwürfen. Doch außer mit groben Gedächtnislücken und einer weitreichenden Ahnungslosigkeit glänzte der Minister nur mit bereits bekannten Fakten. Die Grünen-Fraktion plant deshalb, ihn vor einen Untersuchungsausschuss zu zitieren. Natürlich erst nach der Flut. Und dann könnte es für Lothar de Maizière nochmals eng werden. Und auch Frau Merkel wird dann wieder vermehrt in den Fokus der Ermittlungen gerückt werden. Und vielleicht ist das ausgesprochene „vollste Vertrauen“ dann nur noch eine kleine Flutwelle von gestern.