Spenden-Shows im TV für ein paar schöne Bilder

Ich habe nichts dagegen, dass Menschen ihr Erspartes für eine wohltätige Spenden ausgeben. In Deutschland gibt es genügend wohlhabende Menschen, denen ein paar Euro Spendengelder nicht sonderlich weh tun. Mich nervt es allerdings gewaltig, welchen medialen Mumpitz manche TV-Sender daraus veranstalten. Da werden große Spenden-Shows aus dem Boden gestampft, viel Geld eingesammelt, und am Ende dezent sinnfreie Investitionen getätigt.

Ein TV-Sender macht einen Spendenmarathon nicht nur alleine wegen der rührseeligen und sozialen Einstellung. Mindestens zur Hälfte geht es den Sendern dabei auch um ihr eigenes Ansehen und vor allem um die Quote. Spätestens ein paar Wochen später präsentiert man dem Spender herzerweichende Bilder von x-beliebigen Promis, die in Ruanda, Ghana oder sonstwo in neues Kinderdorf eröffnen. Nicht dass diese Taten ein Segen für das entsprechende Dorf und deren Einwohner wären. Doch irgendwie ist es auch ebenso heuchlerisch. Den Bewohnern winkt ein bisschen bessere Bildung, ein neues Krankenhaus oder ein Dorfbrunnen. Doch anderswo kommen tagtäglich Tausende von Menschen in Kriegen ums Leben. Darum kümmert sich keiner der Spenden-Sammler.

Mit ein paar Millionen Euro eingesammelten Spendengeldern kann man natürlich keinen Krieg beenden. Man kann auch keinen totalitären Staat dazu bringen, die Unterdrückung des eigenen Volkes zu unterlassen. Doch ohne politische oder auch mediale Einflussnahme ändert sich in den Staaten reichlich wenig. Nun sind TV-Sender zwar keine Politiker, doch sie haben die Kraft und die mediale Gewalt der Berichterstattung. Man muss eine staatliche Regierung nicht unbedingt durch politische Sanktionen unter Druck setzen. Es kann auch ein Anfang sein, einfach unentwegt über die schlimmen Zustände zu berichten. Dazu braucht man allerdings keine Spendengelder. Und herzerweichende Storys kann man damit auch nicht produzieren.

Man serviert dem TV-Volk zur vorweihnachtlichen Zeit lieber ein paar fröhliche Kindergesichter, die sich über den neu gebauten Kindergarten freuen. So etwas ist fürs Gemüt ja auch viel schöner als Kriegsverletzungen und Hungersnöte. Damit kann man zwar auch Quote machen, aber das passt nicht so recht ins versüßte Weihnachtsgeschäft. Bei der RTL Stiftung „Wir helfen Kindern e. V.“ findet man bspw. keine Details darüber, welcher Prozentsatz der Einnahmen überhaupt als reale Spenden bei den Betroffenen ankommen. In einem Auszug der Satzung heißt es nur „Mittel des Vereins dürfen nur für die satzungsgemäßen Zwecke verwendet werden.“ Na dann fröhliches Spenden.

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