Es ist ein politisch perfides Pingpong-Spiel, welches sich die Republikaner und Demokraten seit Monaten liefern. Im Repräsentantenhaus haben die Republikaner eine Vormachtstellung und reichen eine Vorlage ein, bei der sie die weitere Finanzierung an eine Aussetzung der Gesundheitsreform „Obamacare“ knüpfen. Die Demokraten streichen den Passus zur „Obamacare“ im Senat wieder heraus und reichen die Vorlage zurück. Bei der gestrigen Abstimmung im Repräsentantenhaus kam es nun zum erwartbaren Showdown.
Die Republikaner legten abermals die Bedingung vor: Finanzierung des Bundeshaushaltes nur mit Aussetzung der „Obamacare“. Jeder weiß, dass diese Forderung absurd ist, da „Obamacare“ bereits vom Parlament beschlossen, vom Supreme Court für verfassungsgemäß erklärt und durch die letzte Präsidentschaftswahl vom Volk zusätzlich bestätigt worden ist. Die Gesundheitsreform startete zum 1. Oktober wie geplant. Dennoch nutzen die Republikaner die Gesundheitsreform für ihre politische Machtspielchen und nehmen die ganze Republik in Geiselhaft.
Die Abstimmung über den Bundeshaushalt im Repräsentantenhaus scheiterte. Es folgte der Government Shutdown. Den letzten und mit 21 Tagen auch längsten Government Shutdown gab es am 15. Dezember 1995 unter der Führung von Präsident Clinton. Die Folgen dieses Shutdowns sind zwar überschaubar, aber dennoch allgegenwärtig. 800.000 Staatsbedienstete werden in den Zwangsurlaub geschickt. Alle nicht notwendigen Behörden und staatlichen Einrichtungen werden geschlossen: Museen, diverse Müllabfuhren, Nationalparks, selbst ein Teil der NASA muss eine Auszeit nehmen.
Die Aktienmärkte reagieren noch relativ gelassen. Analysten beziffern den wirtschaftlichen Schaden auf unter einem Prozent des Bruttoinlandsproduktes. Doch es könnte sich eine schneeballartige Krise ausbreiten. Wenn 800.000 Menschen keinen Lohn mehr erhalten, werden Mieten und Kredite nicht mehr pünktlich gezahlt. Der Konsum geht zurück. Anträge bei Behörden bleiben liegen. All dies trifft Unbeteiligte und reicht die finanziellen Probleme weiter.
Es könnte jedoch noch viel schlimmer kommen. Am 17. Oktober erreichen die USA die eigen definierte Schuldenobergrenze. Verweigern die Republikaner eine Anhebung dieser Schuldenobergrenze, wäre der komplette Staat zahlungsunfähig. Dieser Schritt wäre einmalig in der Geschichte der USA. Wollen die Hardliner in den Reihen der Republikaner es ernsthaft soweit kommen lassen? Wann befreien sich die Republikaner vom Druck des Tea-Party-Flügels? Und wie reagiert Präsident Obama auf den drohenden Finanzkollaps? Kann er die Blockadehaltung der Republikaner zu seinem eigenen Vorteil umwandeln?