An deutschen Universitäten und Hochschulen wird mal wieder gestreikt. Und dies zu recht. Immer wieder kritisieren unsere Regierung und die Arbeitgeberverbände den Fachkräftemangel. Doch statt die Bedingungen an den Hochschulen zu verbessern, drangsaliert man die Studenten lieber mit Studiengebühren, kürzeren Studienzeiten und Kürzungen beim BAföG (Bundesausbildungsförderungsgesetz). Und der Zustand vieler Universitäten ist mehr als überholt. Wer wirklich zur späteren Elite gehören möchte, kommt um eine private Hochschule kaum drum herum.
Bei der vorgegebenen Richtung in der Bildungspolitik könnte man fast den Eindruck gewinnen, unsere Regierung möchte künstlich die Anzahl der Studenten begrenzen. Offensichtlich möchte man gar nicht so viele Ingenieure, Doktoren, Ärzte und Wissenschaftler ausbilden, wie man immer propagiert. Der Kreis der erlauchten Elite soll nicht größer als nötig werden. Oder wieso macht man es den Studenten in Deutschland so schwer? Ist es eigentlich nicht bildungspolitischer Grundgedanke einer Regierung, die Bedingungen für ihr wissbegieriges Volk möglichst perfekt zu gestalten? Ein gut ausgebildetes Volk ist der Grundbaustein für wirtschaftliche Spitzenleistungen ebenso wie für Fortschritt in Medizin und Technik. Auch die vielen Handwerksberufe wie Bäcker, Friseur etc. sollte man bei dieser Diskussion nicht aus den Augen verlieren. Auch diese Berufsgruppen profitieren von einer besseren Bildung. Wieso also investiert unsere Regierung nicht mehr in den Bildungssektor?
Man braucht sich also nicht wundern, wenn die Studenten (mal wieder) den Aufstand proben. Es ist nicht das erste Mal in den zurückliegenden Jahren, dass die Studentenschaft (fast geschlossen) auf die Straße geht. Es geht nicht nur um eine bessere Ausstattung der Universitäten. Es geht auch um eine personelle Aufstockung. Und in erster Linie geht es vor allem um die finanzielle Belastung der Studenten. Die Studiengebühren sind eine finanzielle Selektion zwischen Arm und Reich. Wer arm ist bzw. aus einem Elternhaus ohne finanzieller Unterstützung kommt, kann sich ein teures Studium nicht leisten. Man darf zwar nicht vergessen, dass in den letzten Jahrzehnten sich die Zahl der Studenten vervielfacht hat (Zahl der Immatrikulationen). Dadurch ergeben sich zwangsläufig überfüllte Hörsäle und überforderte Professoren. Dennoch kann und darf dies kein Grund für schlechte Studienbedingungen sein.
Viel bewegen werden die friedlichen Demonstrationen indes nicht. In Frankreich bspw. brennen gern mal ein paar Autos oder werden ganze Straßenzüge dem Erdboden gleich gemacht. Erst dann reagieren die Politiker. Die Studenten sitzen eindeutig am kürzeren Hebel. Ihre Forderungen werden stumm in den Fluren von Bundesministerin Prof. Dr. Annette Schavan verhallen. Heute ein bisschen Präsenz in den Medien und morgen schon wieder grausamer Studienalltag. Deutschland bleibt im Bereich Bildung ein Entwicklungsland – und dies wohl mit politischer Absicht.