Im Jahr 1992 lagen die Ausgaben im Gesundheitssystem bei 2.030 Euro – pro Bundesbürger. Im Jahr 2008 waren es bereits stolze 3.210 Euro. Dies entspricht in den letzten 16 Jahren einer Steigerung von 58 Prozent. Oder anders ausgedrückt: in jedem Jahr steigen die Gesundheitskosten um durchschnittlich 74 Euro. Wo soll dies hinführen? Extrapoliert man diese Entwicklung, so durchbricht im Jahr 2030 der Kostenbeitrag die 5.000 Euro Marke. 5.000 Euro pro Jahr nur für unsere Gesundheit. Na herzlichen Dank. Auf der anderen Seite höre ich allerdings schon die ersten Rufe: ja, aber ich möchte auch eine ordentliche Behandlung, falls ich mal krank werde.
Jederzeit und überall einen Arzt aufsuchen zu können, ist eine Art von unverzichtbarem Luxus. In Operationssälen werden Herzen transplantiert, neue Hüftgelenke verpflanzt oder Frühchen in der 30. Schwangerschaftswoche geboren. Es wird Krebs in allen Varianten behandelt, Diabetes, Fettleibigkeit, psychische Probleme, HIV oder auch nur einfache Zahnschmerzen. In Deutschland stirbt man in den seltensten Fällen wohl an mangelhafter oder gar fehlender Behandlung. Und prinzipiell dürfte sich niemand über die medizinische Versorgung beklagen.
Wenn mal wieder eine Erhöhung der Krankenkassengebühren ansteht, dann sind immer die gestiegenen Kosten daran schuld. Und die Kosten steigen stetig: höhere Gehälter für Ärzte und Krankenschwestern, gestiegene Medikamentenkosten, teure Technik und auch die Verwaltungen aus Krankenkassen und Kassenärztlicher Vereinigungen tragen eine Teilschuld.
Andere Dienstleistungen werden über die Jahre meist günstiger, weil die Effizienz die Kosten reduziert. Aber im Gesundheitswesen gibt es nur eine Richtung: nach oben.
Bei der derzeitigen Entwicklung würden die Krankenkassengebühren bereits im Jahre 2030 das Nettoeinkommen übersteigen. Dies kann nicht Sinn der Erfindung eines Gesundheitssystems sein. Wir würden nur noch der Gesundheit wegen zum Arbeiten gehen. Und wer nicht arbeitet und kein Geld verdient, würde am selben finanziell hohen Gesundheitssystem partizipieren. Soziale Gerechtigkeit auf der einen Seite, totale finanzielle Schieflage auf der anderen Seite.
Unser Gesundheitsminister Dr. Rösler hat die letzten Änderungen am Gesundheitssystem massiv verteidigt. Damit würden die Weichen für ein tragfähiges Zukunftskonzept gelegt. In natürlichen Worten ausgedrückt: die Versicherer müssen immer tiefer in die Tasche greifen, die Ärztehonorare werden auch weiterhin unverhältnismäßig steigen und unsere Pharmakonzerne weiterhin prächtig an hohen Medikamentenkosten profitieren.
Die letzte Idee von Herr Dr. Rösler könnte allerdings einer kleinen Revolution gleich kommen – und dieses Mal wirklich den hohen Kosten dienen. Versicherte sollen zukünftig ebenso wie Privatversicherte die Arztrechnung per Vorkasse bezahlen. Die Krankenkassen würden dann die Kosten erstatten, sofern man die Rechnung einreicht.
Die Idee der Vorkasse würde meiner Meinung nach langfristig das ganze System vergünstigen. Denn es sind nicht nur die hohen Kosten für Medikamente und teure Technik. Auch der Patient ist schuld an den hohen Kosten. Da ein Arztbesuch und eine Behandlung theoretisch nichts kostet, kann man so oft zum Arzt gehen, wie man möchte. Die Frage nach der Dringlichkeit oder Notwendigkeit wird dabei hinten angestellt. Doch je öfter man einen Arzt resultiert, desto höher fallen die Kosten am Ende des Jahres aus.
Für Weißkittel und Pharmakonzerne kann der häufige Arztbesuch nur recht sein. Schließlich sind sie die Hauptprofiteure. Der „kranke“ Patient ist in Wirklichkeit selbst schuld an den hohen Krankenkassengebühren.
Die nächste Erhöhung der Gebühren kommt so sicher wie der nächste Schnupfen. Das eine lässt sich mit Hausmittelchen „bekämpfen“. Für das andere benötigt es allerdings kollektive Abwehrkräfte.
Quellen
[1] destatis, 1992-2000 (PDF)
[2] welt.de, 2008