Es gibt mal wieder etwas Neuses zu berichten über TIMM, den ersten und einzigen deutschen TV-Sender speziell für Schwule und Lesben.
In einer Presseerklärung heißt es, dass man nun defintiv zum 1. November mit dem Vollprogramm im Fernsehen starten möchte. Der Start des Senders wurde in der Vergangenheit mehrmals verschoben. Ursprünglich hätte es bereits Mitten letzten Jahres losgehen sollen.
Viel heiße Luft kommt zudem vom Geschäftsführer und Programmdirektor von TIMM, Frank Lukas. In einem Statement betont er: „Wir sehen uns nicht nur als TV-Sender, sondern als mediale Plattform. [..] Wir erschaffen eine Welt, in der die schwule Zielgruppe nicht mehr suchen muss, sondern findet, was sie sucht, weil wir für sie vorselektiert haben.“ Man möchte bei TIMM nicht nur den Vertriebsweg über das Fernsehen sondern zusätzlich auch im Bereich Print und Internet tätig sein sowie Radiostreams anbieten. Noble Worte von Herrn Lukas. Doch mal im Ernst: das machen andere Sender schon seit Jahren so; selbst die Öffentlich-Rechtlichen TV-Anstalten setzen auf ein Zusammenwirken der unterschiedlichen Medienplattformen. Dies ist nicht sonderlich erwähnenswert und auch keine Heldentat von TIMM. Es ist eher Normalität im Medienbereich.
Bei der Namensgebung der Sendungen hat man kein glückliches Händchen bewiesen. Zu sehr setzt man auf verdrehte Wortkombinationen und auf ausgelutschte, englische Bezeichnungen. Da TIMM (vorerst) nur in deutscher Sprache ausgestrahlt wird, verstehe ich nicht ganz, wieso man ein Datingformat unbedingt „Homecheck“ nennen muss; wieso nicht gleich „Bodycheck„? Und das Reisemagazin wir als „Upgrade“ in den TV-Zeitschriften zu finden sein. Die englisch bezeichnte Aufrüstung ist sprachlicher Unsinn. Hoffen wir darauf, dass man zumindest im Magazin selbst nicht zu sehr aufrüstet. Daneben gibt es ein all abendliches Magazin mit dem Titel „Timmtoday“ und einen Nachttalk mit dem verdrehten Namen „Timmousine„. Die Timmousine wird in einem Taxi aufgezeichnet. Welch neue und frische Idee. So etwas gab es vorher noch nie 😉
Nur für Schwule und für alle anderen.
Beim Sender ist man sich indes noch nicht ganz klar darüber, wen man mit dem Programm nun erreichen soll. Programmdirektor Lukas spricht von einem Programm, welches sich explizit auf ein schwules Publikum positioniert. Chefredakteur Herr Hick hingegen spricht von einem Programm, dass sich nicht nur an schwule Männer richtet: „Wir laden besonders Freunde und Familien schwuler Männer und natürlich Frauen ein, Timm einzuschalten und lieben zu lernen.“ Es ist interessant, eine solch klare Ausrichtung zu sehen.
Der Schwulensender TIMM muss sich in einem harten Umfeld beweisen. Auch wenn man in der Produktion auf kleiner Flamme kocht und keine großen Ausgaben hat, so hängt das Wohl des Senders maßgeblich von den Werbeeinnahmen ab. Ein Vollprogramm mit ausschließlich schwul-orientiertem Inhalt ist zwar ein ehrenwertes Engagement, doch auf Dauer kann sich diese Spezialisierung auch als Bumerang erweisen. Es gibt in Deutschland bereits unzählig viele Spartensender vom Koch-Kanal angefangen bis hin zum Handwerker-Treff. Doch in den allermeisten Fällen laufen dort Sendungen in einer Dauerschleife; weil neu produzieren ist teuer, wiederholen hingegen ist günstig. Damit bindet man allerdings keine Stammzuseher. Wie lange wird TIMM auf Sendung bleiben? 12 Monate? Kürzer – oder gar länger?