Der Verband Privater Rundfunk und Telemedien (VPRT) nimmt erneut Anlauf gegen den neun Spartenkanal ZDFneo. Für VPRT-Präsident Jürgen Doetz ist es ein Unding, dass das gebührenfinanzierte ZDF ausschließlich junge Zuschauer als Zielgruppe für den Spartenkanal ZDFneo nennt. Der Sender ZDFneo grabe dem Free- und Pay-TV die Zuschauer ab, und dies auf Kosten aller GEZ-Zahler. Na aber sowas.
Mir war bis heute gar nicht bewusst, dass die Öffentlich-Rechtlichen TV-Anstalten nur die älteren Zuschauer bedienen dürfen. Ebenso war mir nicht bewusst, dass selbst Spartensender wie der Kinderkanal nur die ganze TV-Gemeinde im Blickfeld haben dürfen. Zielgruppenorientierte Sender? So etwas gibt es doch nur bei den Privaten. Zwar kennt man dort nur eine Zielgruppe, die 14- bis 49-Jährigen, doch das ist ja auch schon mal was. Bei ARD und ZDF kümmert man sich statt dessen – per Staatsvertrag festgelegt – um die Zielgruppe der ab 50-Jährigen. Ein Sender wie ZDFneo hat da keine Daseinsberechtigung. Aber was ist eigentlich mit dem Kinderkanal?
Der zentrale Schwerpunkt seiner Rede war allerdings das Urheberrecht. Herr Doetz sagte: „Die Digitalisierung wird für uns zum wirtschaftlichen Desaster, wenn es uns nicht gelingt, einerseits unsere Sendesignale vor unerlaubtem Zugriff zu schützen und andererseits faire Tarife mit den Verwertungsgesellschaften abzuschließen.“ Jetzt wirds bunt – oder eben schwarz, wenn man nicht den richtigen Dekoder hat.Die Privaten TV-Sender wollen schon seit Jahren ihre Signale verschlüsseln, doch immer wieder machen sie einen Rückzieher. Wieso nur? Berfürchtet man, dass zu wenige Abonnenten sich für dieses Bezahlmodell entscheiden werden? Oder sucht man insgeheim nach einer anderen Lösung? Wenn man Politiker nur lange genug mit diesen Forderungen nervt, gibt es eventuell einen staatlichen Zuschuss; in Fachkreisen auch Subvention genannt.
Herr Doetz ist etwas weltfremd, wie man daran erkennen kann, dass er den „Datenpiraten das Handwerk“ legen möchte. Datenpiraten im Free-TV? Wie soll das gehen? Werden Aufnahmen schon vor der eigentlichen Ausstrahlung von den Datenpiraten gekapert? Oder ist es ihm ein Dorn im Auge, dass TV-Zuschauer einfach eine Sendung aufnehmen und später nochmals anschauen können? Oder geht es in Wirklichkeit nur darum, dass mit moderner Technik es möglich ist, die Werbung geschickt zu überspringen? Wieso finanzieren die Privaten TV-Anstalten nicht einmal einen groß angelegten Versuch? 10.000 Personen werden dazu gezwungen, ein TV-Programm mit Werbung sich anschauen zu müssen. Mal sehen, wie viele danach noch freiwillig diesen Sender einschalten werden.
Herr Doetz muss ein lustiger Zeigenosse mit viel Phantasie sein. Denn man müsse „bei den Menschen ein Verständnis dafür entwickeln, dass Qualität ihren Preis habe.“ Der war gut. Ja, Qualität darf gern ihren Preis haben. Aber bei einer TV-Psychologin, die suizidgefährdete Popstars berät und bei Straftaten einen Richter konsultiert, der zuerst einmal seine eigenen Ermittler im täglichen Doku-Soap-Mist schnüffeln lässt, darf man sich nicht wundern, dass ein unterdurchschnittlich produziertes TV-Programm keinen Qualitätspreis gewinnen kann.
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