Der Fall von Winnenden bringt wieder die alten Forderungen auf den Tisch: ein Verbot von Waffen und das Verbot von Killerspielen. Nur dadurch, so die landläufige Meinung vieler, können weitere Amokläufe verhindert werden. Dies ist ein Trugschluss schlechthin.
In Deutschland spielen mehrere Millionen Jugendliche zeitweise oder exzessiv sogenannte Killerspiele. Haben wir somit tausende potentielle Attentäter unter uns? Sind Killerspiele wirklich so gefährlich? Und verhindert ein Verbot dieser Spiele wirklich den nächsten Amoklauf?
Wenn wieder herausgefunden wird, dass ein solcher Schütze privat auch Killerspiele gespielt hat, so ist dies kein sonderlicher Zufall. Die selben Zusammenhänge könnte man mit Rasern ziehen, welche mit ihrem Auto durch eine belebte Stadt rasen und dabei Menschenleben opfern. Viele dieser Raser spielen eventuell zuhause Autorennspiele, denn diese sind ebenfalls ein beliebtes Spielgenre unter Jugendlichen. Ein Verbot dieser Spiele würde solche Rasereien ebenso vermeiden wie es falsch ist, hier die falschen Zusammenhänge zu ziehen.
Hinzu kommt, dass ein Verbot von Killerspielen relativ kontraproduktiv ist. Auch heute sind schon viele dieser Killerspiele per USK für Jugendliche verboten. Dies stört allerdings die wenigsten. Denn durch einen geeigneten Patch kann man eine deutsche Version in eine freie und somit jugendefährdende Version umwandeln. Oder die Jugendlichen besorgen sich durch illegale Weg gleich die freie Version aus den USA. Unsere Politiker sind allerdings der Meinung, dass man durch entsprechende Netzsperren den Zugang zu solchen illegale Versionen versperren kann. Wie gut dies funktioniert sieht man an den stets hohen Mengen illegal herunter geladener Musik. Auch Alkohol erhalten Jugendliche; man muss es nur lange genug bei verschiedenden Verkäufern versuchen. Verbote haben noch nie einen sonderlich nutzbaren Erfolg erzielt.
Die selbe Debatte herrscht um das Verbot von Waffen. Wieso gibt es überhaupt Schützenvereine? Wieso darf man zuhause mehrere Waffen lagern und besitzen? Man kann zum Besitz von Feuerwaffen stehen wie man möchte. Die gesetzlichen Regelungen sind indes jetzt schon so hoch, dass hier prinzipiell keine Gefahr herrscht. Doch auch bei diesem Thema sind unsere Politiker mit klugen Verboten schnell zur Stelle: Jugendlichen sollte der Zugang zu Waffen verboten werden. Nur was soll dieses Verbot bringen, wenn mehr illegale Waffen im Umlauf sind als legal erworbene? Je mehr man verbietet, desto eher rutscht die Klientel in die krimelle Szene ab und ist noch viel schwerer zu kontrollieren.
Auch ein Metzger kann urplötzlich zu einem Täter werden, wenn in der persönlichen Entwicklung etwas schief läuft. Ein Verkaufsverbot von Messern an Jugendliche wäre ein ebenso irrsinniger wie unproduktiver Weg. Und wer kann schon garantieren, dass eine Messerattacke nur mit einem legal erworbenen Stichmesser verübt wird. Das Problem bleibt dabei weiterhin bestehen: die Tat geschieht mit legal oder illegal erworbener Waffe.
Nach einem Amoklauf wie in Winnenden werden die Diskussionen meist irrational geführt und immer wieder kommen die Forderungen nach Verboten. Doch die wahren Ursachen werden dabei gern ausgeblendet: die Aufklärungsarbeit der Eltern und vor allem die Bereitschaft der Eltern sich mit ihren Sprösslingen intensiv zu beschäftigen. Was bringt das schärfste Verbot, wenn die Eltern nicht wissen, was ihr Kind im stillen Kämmerlein so treibt. Da ist es doch bedeutend einfacher, nach einem Verbot zu schreien. So ist die Schuldfrage schnell geklärt und man muss sich – als Eltern – keine Vorwürfe machen. Nur dumm, wenn die Tat dann mit einer illegal erworbenen Waffe verübt wird. Aber auch hierfür wird es dann bald das entsprechende Verbot geben.