Um gleich auf den Punkt zu kommen: es geht um unsere Demokratie. Was hat sie in den letzten Monaten gelitten. Sowohl die repräsentative Demokratie in Form von Parlamenten als auch die gesellschaftliche Demokratie haben großen Schaden genommen, der wahrscheinlich über Jahre nicht wieder gut zu machen ist.
Unsere Regierenden haben sich in den zurückliegenden Monaten nicht mit Ruhm bekleckert. In vorderster Front ist hierbei Ex-Gesundheitsminister Jens Spahn zu nennen. Seine Liste der Verfehlungen ist fast schon beschämend lang (Quelle: Focus):
– Hunderte Millionen Euro für Atemmasken, welche dann auf dem Müll landeten
– Chaos bei der Beschaffung und Verteilung der Impfstoffe
– Versprechen der kostenlosen Covid-Tests gebrochen
– circa 5 Milliarden(!) Euro an die Krankenhäuser für „irgendwas“ (Schaffung neuer ICU-Betten und Freihalteprämien)
– der leicht ominöse Hauskauf seiner Villa, sein positiver Corona-Test-Befund am Morgen nach einer privaten Feier mit Unternehmern, und noch vieles mehr
Auch andere Politikerinnen und Politiker haben kein gutes Licht in dieser Pandemie abgegeben. All zu oft wurden Aussagen komplett revidiert, oder Empfehlungen von Wissenschaftlern ignoriert. Dies hilft den Bürgern wenig, teilweise kann man sie damit auch zusätzlich verwirren. Die pandemische Lage ist eh schon schwer genug zu verstehen; da hilft es nicht, wenn an vorderster Front keine Einigkeit herrscht.
Für solch eine Lage gibt es zwar kein Standardverfahren. Aber man sollte dann zumindest die schlechteste der Optionen wählen und auch konsequent durchziehen. Doch da macht der Länderföderalismus einen Strich durch die Rechnung. In Brandenburg die Baumärkte auf, in Berlin zu. In Bayern die Clubs zu, in Baden-Württemberg auf. Das verwirrt nicht nur, das führt auch zu „Corona-Hopping„. Mit dieses Taktik wiegelt man Befürworter und Kritiker der Pandemie gegenseitig auf.
Die Pandemie
In Deutschland wird nicht mit einer einzigen Stimme regiert sondern mit den dialektbetonten Stimmen der 16 Landesminister/innen. Im kühlen Norden hat man die Gefahr von Krankenhausüberlastungen besser erkannt als im Globuli-verliebten Süden. Und im östlichen Deutschland hält man von der nicht-sichtbaren und nicht-fühlbaren Gefahr generell sehr wenig, wie es die aktuelle Gefahrenlage illustriert.
Je mehr rosa die Farbe, desto höher die Inzidenz. Daraus leitet sich auch die Hospitalisierung ab, welche ähnlich sich gestaltet. Im Nord-Westen ist die Lage in den Krankenhäusern relativ entspannt. Im Süd-Osten hingegen sind manche Intensivstationen zu 50 Prozent mit Covid-Patientinnen belegt.
Einige Krankenhäuser sind bereits an der Grenze zur Triage angelangt. Wohl dem, dass eine Corona-Erkrankung in der Regel vermeidbar wäre. Maske tragen, sich impfen lassen, genügend Abstand einhalten … die Möglichkeiten sind gegeben.
Auch in den Nachbarländern Schweiz und Österreich ist die Lage ähnlich. In Österreich konzentriert es sich ebenfalls auf die Alpen-Bundesländer Vorarlberg und Tirol, in denen die Hospitalisierungsquote zwischen 30% und 40% liegt. In der Schweiz ist die Lage in einigen Kantonen ebenfalls sehr angespannt. Zugleich betont der Autor des Artikels auch, dass es nebenbei ein generelles Problem gibt: einen Fachkräftemangel. Was nutzt das freie ICU-Bett, wenn es kein passendes ICU-Personal dafür gibt.
Missbraucht wird die missliche Lage durch einen bestimmten Kreis von Bürgern: den Corona-Leugner. Selbst eine pandemische Lage in den Krankenhäusern wird angezweifelt, da angeblich Presse und Regierung unter einer Decke stecken. Dies führt vor kurzem dazu, dass sich ein Klinikchef bemüßigt fühlte, die Falschmeldungen der Corona-Leugner richtig zu stellen.
Das Potpourri der Corona-Leugner reicht von kindlich naiv bis hin zu wissenschaftlich untermauerten Pseudofakten. Der Glaube an kleine Mikrochips in den Impfstoffen ist hierbei noch als naiver Scherz zu sehen. Weitaus perfider wird es beispielsweise bei einer Bürgerinitiative, welche sich auf die Vernunft berufen will. Hierzu lässt die Gründerin Frau Dr. Austenat (Fachärztin für Diabetes) Covid-Test nach deren Immunität überprüfen. Mit dem angeblichen Ziel zu zeigen, dass die Bevölkerung eigentlich selber ausreichend immun ist. Es mangelt jedoch bereits an Grundsätzlichem: Die Altersverteilung entspricht nicht der generellen Altersstruktur. In der Kontrollgruppe der Bürgerinitiative fehlen fast grundsätzlich alle über 65 Jahre. Also genau jene Gruppe, welche besonders risikoreich gegenüber dem Sars-Cov2-Virus ist.
Noch kruder wird es bei einem Interview mit Frau Dr. Austenat. Hier redet sie, dass die eigene Immunität viel robuster sei, als eine durch eine Impfung. Und dass man heute noch T-Zellen von der Spanischen Grippe in Menschen finden würde. Leider Pech für die über 140.000.000 Verstorbenen, welche damals bei der Spanischen Grippe nicht das Glück hatten, ausreichend schnell T-Zellen zu entwickeln. Die selbe Theorie mit den T-Zellen versagt beispielsweise bei einer HIV-Infektion. Und auch sind wir nicht gegen Ebola immun. Denn Virus ist nicht gleich Virus, obwohl Frau Dr. Austenat gerne sagt „Gesund ist gesund, immun ist immun.“
Das Ende vom Lied?
Man kann sich trefflich darüber streiten, ob es ausreichend wäre, genügend Abstand zu halten, einen Mund-Nasen-Schutz zu tragen wenn es die Lage erfordert oder ob es doch insgesamt besser wäre, sich impfen zu lassen.
In vielen Krankenhäusern sind die Intensivstationen zu über 50 Prozent gefüllt mit Covid-Patienten. Man stelle sich vor, die Explosion eines AKW hätte vertuscht werden sollen und plötzlich sind die Krankenhäuser voll mit Personen, welche alle die selben Symptome haben. Wäre dies nicht gleichfalls sonderbar und sollte einem zum Denken geben?
Von den Gegner und Leugner wird aber gern angeführt, dass in den Krankenhäusern alles wie immer läuft. Dann hilft eigentlich nur noch der Blick auf die Sterbestatistik. Im Januar-Februar 2021 lag sie deutlich über dem Mittelwert. Aber auch seit September 21 liegen die Werte permanent über den Maximum der letzten 4 Jahre. Deutschland mag da noch mit einem halbwegs blauen Auge durchgekommen sein. Es zeigt sich aber auch die Wirkung der Impfungen.
Noch deutlicher wird es, wenn man die letzten beiden Jahre im europäischen Gesamtvergleich sich betrachtet. Gefährlich war und ist es für alle ab circa 45 Jahren. Und wer anhand dieser Werte noch daran zweifelt, dass Sars-Cov2 nicht tödlich sei, dem sei folgende Aussage einer Studie nahe gelegt: jeder zweite beatmete Covid-Patient auf der Intensivstation stirbt.